Gesunder Menschenverstand ist gefragt
In der Thurgauer Zeitung stand am Samstag, 3. September, dass es für den Verein Kreuzlinger Kinderkrippe (VKK) aktuell ein Kostendach gebe von 420'000 Franken. Im zu überarbeitenden Positionspapier des Stadtrates ist die Rede von einer Defizitgarantie für die Krippe von CHF 250'000 und einer Leistungsvereinbarung für Hort- und Mittagstisch von CHF 180'000, also von total CHF 430'000 für den VKK. Seit 2016 fliessen jedoch die CHF 180'000 in die Betriebskosten der Schule mit Tagesstruktur unter der Führung der Primarschulgemeinde. Laut Motion aus dem Gemeinderat handle es sich um CHF 350'000 (1991 vom Volk gesprochen) zuzüglich Teuerung für den VKK. Weiter stand in der Thurgauer Zeitung, dass aktuell in Kreuzlingen 65 Krippenplätze und 90 Plätze in Tagesfamilien subventioniert werden. In der Beantwortung der Motion spricht der Stadtrat von 100 Krippen- und 90 Tagesfamilienplätzen.
Da bleibt einem tatsächlich nichts anderes übrig, als eine Milchbüechli-Rechnung aufzustellen. Oder sagt man jetzt neu auf Kreuzlinger-Deutsch Milchmädchen-Rechnung? Wie dem auch sei, Fakt ist, dass der Stadtrat die in der Motion gestellte Frage nach der Gleichbehandlung von Defizitgarantien und Darlehen meiner Ansicht nach nicht konkret beantwortet. Es soll je nach Anfrage entschieden werden und für alle Vereine die Gleichbehandlung gelten, lautet es im Antwortschreiben. Hier hat man also sehr grossen Interpretationsspielraum, den ich mir in dieser Causa als Aussenstehende natürlich nicht nehmen lasse.
Bekommt der VKK CHF 5'555 (250'000 durch 45) Betriebsbeitrag für einen Krippenplatz (oder – je nach Zahl, die man oben rauspickt – CHF 7'777 oder CHF 9'333!!), könnten auch andere Vereine diesen oder einen anderen Beitrag als Defizitgarantie, Darlehen oder Betriebsbeitrag pro Krippenplatz bei der Stadt beantragen. Wenn das wiederum der Fall wäre, haben wir in Kreuzlingen Krippen-Revolution!
Mir ist natürlich klar, dass die geplante Vorgehensweise die exakt umgekehrte sein soll: Dem VKK wird der Betriebsbeitrag an die Kinderkrippe Felsenburg sukzessive gekürzt, damit auch andere Krippen (bzw. die Eltern, die ihre Kinder in eine anderen Krippe unterbringen) von Subventionen profitieren können, denn das Kostendach von CHF 590'000 im Jahr soll ja voraussichtlich nur leicht ansteigen. (Genau genommen liegt das Kostendach aktuell bei CHF 410'000, weil der Betrag an die Primarschulgemeinde ja abgezogen werden sollte.)
So weit so gut, ich bin auch dafür, dass man das Subventionsmodell den heutigen Gegebenheiten anpasst. Aber ich bin nicht dafür, dass man die Beträge hierfür aus einem Topf herausschält, der per Volksentscheid abgesegnet wurde.
Nach 30 Jahren ist es allerhöchste Zeit, dass der Krippenbetrieb in Kreuzlingen flächendeckend und nicht nur punktuell unterstützt wird. Zusätzlich zu den Subventionen für die Eltern sollen alle Krippen ein Anrecht auf eine Leistungsvereinbarung haben, wenn die Bedingungen (zum Beispiel der Mindestlohn für die Mitarbeitenden) erfüllt sind. Die Krippen leisten, und das weiss der gesunde Menschenverstand, eine immens wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft. Das muss uns etwas wert sein.
